Parfums gibt es schon seit Jahrtausenden und auch moderne Nuancen, wie wir sie kennen, nahmen ihren Beginn bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Guerlain Jicky von 1889 gilt gemeinhin als erster Vertreter dieser neuen Art. Sie sind damit wahrlich keine Neuheit mehr. Doch war das Benutzen von Duftessenzen zuerst eher ein Phänomen in der Oberschicht und der Aristokratie, erst mit den sich verändernden Arbeitsbedingungen hat sich der Kundenkreis ausgeweitet und ist inzwischen weitestgehend demokratisiert. Und mit wachsendem Publikum wächst auch das Angebot, jährlich kommen zwischen 100 und 200 neue Düfte auf den Markt. Und der wächst ständig. 2018 wurden alleine in Deutschland etwa 1,5 Milliarden Euro mit Düften umgesetzt – etwa zwei Drittel davon im Segment der Damendüfte.
Wie schafft es ein neues Parfum zur interessierten Kundin? Meist steht ein großes Label hinter einer Neuheit, doch auch diese Marken stellen die Elixiere selten selber her, sondern vergeben Lizenzen an Duft- und Aromenhersteller. Und diese Branche wird von vier Unternehmen dominiert, die kaum jemand kennt, der sich nicht mit dem Thema auseinandersetzt. International Flavors & Fragrances (IFF), Firmenich und die deutsche Symrise buhlen mit Marktführer Givaudan um Aufträge, auch Großunternehmen wie Procter & Gamble mischen mit.
Tatsächlich ist zumindest bei der Erschaffung eines neuen Duftes viel Kreativität gefragt. Egal ob Nischenduft aus Häusern wie Maison Francis Kurkdjian oder Bond No. 9 oder breiter angelegte Produkte von Hugo Boss oder Thierry Mugler, die erste Idee entsteht im Kopf eines Parfümeurs – oder in Teamarbeit. Bis ein neues Parfum abgerundet ist, können so mehrere Jahre vergehen. Erst dann beginnt die Produktion.
Natürlich soll ein neuer Duft möglichst viele Liebhaber finden und im besten Fall zum Dauerbrenner werden. Doch selten schafft es eine Neuheit in den Olymp der Klassiker. Nur etwa 10 % der Neuerscheinungen überstehen das erste Jahr, der Rest wird wieder aus dem Programm genommen. Weniger als die Hälfte davon wiederum ist nach dem zweiten Jahr noch im Sortiment. Das sorgt natürlich für erheblichen Druck zur Innovation. Nicht nur ein neues Parfum selbst muss auffallen, auch sein Flakon und seine Verpackung müssen ins Auge fallen.
Gelauncht wird so ein neuer Duft deshalb oft mit einer aufwendigen Werbekampagne, bei denen prominente Schauspieler, Topmodels oder Sänger dem Label ihr Gesicht leihen, um ihren Glanz auf das neue Produkt strahlen zu lassen. Im Zeitalter von Social Media sind auch Influencer immer wichtiger. Dabei handelt es sich natürlich nicht um die gemeine Grippe, sondern um Menschen mit einer großen Anzahl von Followern auf Plattformen wie Instagram oder YouTube. Beauty- oder Lifestyle-Blogger können vor allem die jüngere Generation besser erreichen als Fernseh- oder Printreklame.
Der Parfummarkt soll sich weiter positiv entwickeln, was Fans edler Nuancen und hochwertiger Elixiere sicher freuen wird. Auch in den kommenden Jahren können wir also mit unzähligen neuen Düften rechnen, die unsere Sinne betören werden. Ob diese langfristig weiter zu einem Großteil aus Europa kommen, ist nicht sicher, auch wenn das französische Grasse noch eine ganze Weile den Titel der Parfumhauptstadt innehaben dürfte.