Lederig-holzig mit fruchtig-floralen Untertönen und einer süchtig machenden, synthetisch akzentuierten Note: So präsentiert sich der außergewöhnliche Unisex-Nischenduft Nasomatto Blamage (2014). Blamage auf der ganzen Linie: Diese ironische Selbstzuschreibung charakterisiert Nasomatto-Parfümeur Alessandro Gualtieri. Mit seinem Duftkunstwerk im individuell gefertigten Designflakon mit einer hölzernen Nasenwurzel als Flakonverschluss umschreibt der Amsterdamer Nischenduftkünstler das Schicksal des Parfümeurs: In die Welt gesetzt, um gerochen zu werden, ist jeder seiner Düfte anfällig dafür, eine unglückliche Kreation zu werden, ausgelöst durch das schlechte Urteilsvermögen und die mangelnde Sorgfalt seines Schöpfers.
Mit der olfaktorischen Inszenierung seines faustischen Themas ist Alessandro Gualtieri ein Geniestreich gelungen: „Die verrückte Nase", so der Duftentwurf des exzentrischen Parfumvirtuosen, porträtiert mit der Peinlichkeit seine Lebensbiografie als Parfümeur bei renommierten Duftlabels wie Fendi, Versace und Diesel, der ausstieg, weil ihn die Kommerzialisierung abstieß. Manifeste und Skandale begleiten seinen Weg, vor allem aber seine klangvolle Duftkollektion, deren ungewöhnliche Rezepturen fernab der klassischen Duftpyramide sich großer Beliebtheit erfreuen.
Im Nasomatto Blamage, der in dem dokumentarischen Kurzfilm "The Nose – Searching for Blamage" porträtiert wird und 2013 beim Milano Design Film Festival Premiere feierte, treffen fruchtig-süße, pudrig umspielte Töne auf holzig-würzige Nuancen. Synthetische und lederartige Akzente verleihen dem kostbaren Extrakt aus feinsten natürlichen und biologischen Inhaltsstoffen eine warme, dezent pudrige Animalität.
Passend zum Duft erzählt der Kurzfilm "Blamage" die Geschichte seines Schöpfers, dessen Duftknospen, geprägt durch seine Kindheit in einer Metzgerei, einer Welt aus angenehmen und unangenehmen Gerüchen ausgesetzt sind. Seine olfaktorischen Begegnungen, vom Asphaltgeruch regennasser Straßen über den Duft tropischer Blumen bis hin zu den Aromen indischer Gewürzmärkte, münden in einzigartige olfaktorische Kakophonien.
Nasomatto Blamage soll eine Zufallskomposition gewesen sein – geboren aus einem Fehler in der Duftorgel, der sich als Schlüssel zum Signaturduft des Ausnahmeparfümeurs erweisen sollte. Alessandro Gualtieri steht zu seinem "Scheitern" und gewinnt durch dessen Zurschaustellung eine Größe, die Nasomatto Blamage in eine Liga mit so bekannten Nischendüften wie Diptyque Philosykos (1996) oder Maison Francis Kurkdjian Baccarat Rouge 540 (2017) hebt.
Wer sich seiner Blamage hingibt und die helle Holzfusion des Nasomatto Blamage aus Moschus, Zitrusnuancen und synthetischen Blumennoten aufträgt, verleiht seiner Aura ein erfrischtes, meditatives Timbre. So einzigartig wie der Duft von Blamage auf der Haut ist auch der kastige Holzflakon mit seiner individuellen Nasenkappe aus weiß lackiertem Haselnussholz. Und wer noch nicht genug hat, kann ihn mit weiteren Nasomatto-Extrakten wie dem würzigen Absinthduft Baraonda (2016) oder dem cremig-frischen Narcotic V. (2007) kombinieren.