Die Parfümeure des Marbert Woman Red: Hoch talentiert und äußerst diskret
Selbstbewusst, spontan und betörend sollte der Duft des Marbert Woman Red 1999 sein. Nach dem würzig-orientalischen Ursprungs-Duft Woman von 1987 und seinem blumig-süßen Gegenstück Scarf von 1993 war dies Marberts dritter Versuch, einen Signatur-Duft für sein Label zu kreieren. Andere, nicht mehr erhältliche Edition waren wenig erfolgreich gewesen. Ob Kiry (1977), Wong Ling (1979), Allora (1982), Donna (1987), Bath oder B Woman: Wer kann sich noch an sie erinnern? Die freizügigen Neunziger eröffneten Marbert dann eine neue Chance. Nach "Pretty Woman" und einschlägigen TV-Talkshows verlangte es nach einem Duft, der sie selbstbewusste, elegante Sinnlichkeit der Frau unterstreicht.
Marbert Woman Red, kreiert vom Marbert Parfümeursteam, ergriff diese Chance. Sein spritzig-fruchtiger Cocktail aus Birne, Passionsfrucht und Mandarine, gefolgt von seinem feminin-blumigen Bouquet aus Jasmin, Rose und Pfirsich, sollte frisch ebenso wie sündig ausfallen. Einen orientalisch-eleganten Duftschweif hinterließ das Bouquet des Woman Red durch seine Basisnote aus Vanille, Vetiver und Zedernholz.
Gelang seine Kreation wirklich Marberts Kosmetik-Team aus Düsseldorf? Am damaligen Produktionsstandort wurde sicherlich produziert, ebenso wie heute weiterhin in Wertheim. Obgleich Marbert selbst keine Namen nennt, sind seine Duft-Kooperationspartner doch offensichtlich französischer Herkunft. Duft-Legende Raymond Chaillan kreierte 1977 den Duft Marbert Man. Als Direktor des Duftherstellers Argeville aus Grasse verantwortete er bis 2015 die Duftrezepturen für Marbert, also einschließlich des Duftes Woman Pure. So wird das sinnlich-prickelnde Marbert Woman Red auch aus seiner Feder stammen. Dafür sprechen, außer dem Full-Service-Charakter seines Hauses, das Bekenntnis zu Marbert Man und Chaillans Liebe zu klassisch-aromatischen Fougèredüften.
Angestellt bei Chiris, machte sich Chaillan einen Namen, seit er 1965 für Roure Bertrand Dupont (heute Givaudan) in Paris kreierte. Später wechselte er zu Firmenich, bevor er 1993 zu Argeville ging. Ob YSL Opium (1977), Carachel Anaïs Anaïs (1978) oder Hermès Parfum d'Hermès (1984): Chaillans Düfte sind weltberühmt. So profitierte wahrscheinlich auch Marbert Woman Red vom französischen Savoir-Faire.