Ein genialer Autodidakt als Parfumeur
Es begann mit einer Unzufriedenheit. Baron Carlo Magnani, der feinsinnige und kultivierte Erbe einer alten Adelsfamilie von Parma sucht nach einem Duft, der seinen hohen Ansprüchen genügt. Einem Parfum oder Eau de Cologne, das der Lebensart eines Mannes von Rang entspricht. Es ist das Jahr 1916. Der erste Weltkrieg hat seine schreckliche Hochphase erreicht, Albert Einstein veröffentlicht die Grundlagen der allgemeinen Relativitätstheorie und die künstlerische Bewegung des Dadaismus wird gegründet.
Es war ein sehr bewegtes Jahr, als sich Carlo Magnani auf die Suche nach seinem Duft machte. Und es ist wenig überraschend, dass er keinen fand, der ihn zufriedenstellte. Die Parfums dieser Zeit waren eher schwer. Was der junge Baron jedoch suchte, war ein leichter und frischer Duft. Während viele Menschen die Suche aufgegeben hätten und sich mit einem Kompromiss abgegeben hätten, tat der junge Baron etwas ganz anderes. Er holte sich einen Meister der Parfumeure ins Haus und ließ sich von ihm nach seinen Anweisungen einen eigenen Duft kreieren.
Kurz darauf schon entstand das unvergleichliche Acqua di Parma Colonia. Carlo Magnani war der Enkel von Girolamo Magnani, dem angesehensten Regisseur des kulturell bedeutsamen Parma und gleichzeitig Verdis bevorzugter Bühnenbildner. Carlo Magnani wuchs also in einer Welt auf, in der Literatur, Musik und Malerei sich ihren sehr hohen Stellenwert mit einer handwerklichen Spitzenleistung teilte. So mag es wenig verwundern, dass er sein Parfum selbst kreieren wollte und dabei auf Anhieb ein solch hohes Niveau erreichte.
Als die Marke in den 1990ern von jungen Unternehmern wie Luca di Montezemolo (Ferrari), Diego Della Valle (Tods) und Paolo Borgomanero (La Perla) wieder zu ihrem Ruf aus den 1930er- bis 1950er-Jahren geführt werden sollte, stand für die drei Unternehmer fest, dass an der Komposition von Acqua di Parma Colonia nichts verändert werden durfte. Auch Gabriella Scarpa, heute die Frau an der Spitze von Acqua di Parma, wird nichts an dem Duft ändern und der Tradition treu bleiben, wie sie erst 2016 in einem Interview mit Forbes und Teaser betonte.