Eine Hommage an die russische Avantgarde-Kunst: Die Werbekampagne für Serge Lutens L'Orpheline
Eine balancierende Gliedergestalt auf einem Seil vor dunklem Raum, ein Friedhofskreuz auf der Flakon-Sonderedition, der Tod mit der Schippe auf dem Kompaktpuder: Die Werbekampagne, mit der Serge Lutens L'Orpheline 2014 promotete, machte seinem Ruf als Enfant Terrible der Parfum-Szene alle Ehre.
Zerbrechlich und dennoch standhaft: Serge Lutens L'Orpheline.
Lutens' Werbevideo rückt sein Schaffen in die Nähe der abstrakten Kunst, ähnlich den russischen Suprematisten Wlademir Malevich und El Lissitzky. Ebenso wie die Avantgardisten der 1920er zerlegt Lutens seine Puppe in geometrische Formen, hier die Buchstaben ihres Namens Orpheline. Diese bewegt er wie ein Puppenspieler vor leerem Raum und erzielt damit eine abstrakte Dreidimensionalität.
Die düstere Vision des stürzenden Kindes im Menschen, das nach seinem Gang durch die Tür des Lebens vom Hochseil zu stürzen droht, wurde per Video und auf Facebook lanciert. Die Produkteinführung von Serge Lutens L'Orpheline im Palais Royale, seinem ersten Haus der Düfte in Paris, glich einer Vernissage mit Parfum-Ausstellern als Objektkunst, umrahmt von Lutens' Bildern und einer Modenschau. Eingeladen war ein illustrer Kreis aus Künstlern, Designern, Modeschaffenden und Bloggerinnen wie Giulia Bianca Demaria, Fotografin des italienischen Trend-Magazins Grey, Modebloggerin Aryanà Francesca Urbani, Schauspielerin Maria-Elena Morelli und die Soziologin und Modebloggerin Lyn Slater.
Seinen Duft L'Orpheline beschrieb Serge Lutens bei der Produkteinführung so: Zerbrechlich aber ganz, eine Pause, bevor sich die Risse zeigen, die auf Orpheus hinweisen, der sogar die Steine zu bezaubern vermochte. Orpheus hatte bekanntlich die Gabe, selbst Steine zu verwandeln, während die zweite Namenshälfte "-line" die Weiblichkeit, die Verletzlichkeit, die dünne Linie zwischen Himmel und Erde bezeichnet. So verarbeitete Lutens seine intimen, schmerzhaften Erinnerungen an eine elternlose Kindheit in einem außergewöhnlichen Duftprojekt.