Maurice Maurin: Der umtriebige Kreative hinter Hermès Amazone
Maurice Maurin, der für Hermès Amazone verantwortlich zeichnet, ist ein spezifischer Geist. 1936 in der Ardèche geboren, reiste er bis nach Japan und in die USA, um seine Düfte zu komponieren, bis er auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn Präsident der Société Française des Parfumeurs wurde. Dennoch sind außer seinen Amazone-Versionen nur vier seiner Düfte in Datenbanken aufzufinden: das Herrenparfum Charles Bogart (1975), der Damenduft Nuage d'Eau für Marc de la Morandière (1988), der Woody-Spice-Duft Azzarro Acteur (1989) und der Unisexduft Hermès Aroma d'Orange Verte (2003).
Was trieb Maurice Maurin um? Viel ist von seinen Duftbesprechungen und Duftwerkstätten die Rede. Im Oktober 2006 erschien Maurins Duftratgeber "La sagesse du créateur de parfum" (Die Weisheit des Duftkreateurs). "Auf eisigen Flächen gibt es keine Gärung, keine Gerüche", schreibt er darin. "Duft zeugt vom Leben. Im Winter flüchtet sich das Leben in die Häuser. Ein Kaminfeuer ist eine olfaktorische Symphonie aus Feuer, Rinde, Flechten, Tannenzapfen und trockenen Kräutern. Sie zünden ein Streichholz, werfen es hinein, und mit dem Rauch steigt der Geruch auf. Dies ist der Ursprung des Wortes Parfum: per fumum, durch den Rauch. (...) Die Paradoxie des Duftes sei es, auf der Haut von Frauen wiedergeboren zu werden, beschreibt er dessen Wirkung.
2012 veröffentlichte Maurin ein ganz anderes Buch, betitelt "Lebe Brüderlichkeit im Herzen der Welt". Darin ist davon die Rede, dass er 1953 der religiösen Gemeinschaft der "Kleinen Brüder Jesu" folgt, um nach Algerien, Marokko, Zentralafrika, Israel und schließlich nach Polen zu reisen, wo er zuletzt lebte. Zudem komponierte Maurin die Filmdramen "Mond" (1995) und "Die Höhle der vergessenen Träume" (2010), einen Dokumentarfilm über die Wandmalereien in den Höhlen von Chauvet. Produzent war dabei Werner Herzog.
Zudem war Maurin Parfümeursmeister an der IPSICA-Parfumschule, wo er viele bekannte Dufttalente ausbildete. 2012, kurz vor seinem Tod, gründete Maurin gemeinsam mit Raymond Chaillan, Dominique Ropion, Maurice Roucel, Christopher Sheldrake und Thierry Wasser den "Circle of Perfumer-Creators" zum Schutz der Dufttalente. So geht Maurin als umtriebiger Kreativer in die Parfumgeschichte ein - und als Kreateur von Hermès Amazone und einiger seiner Varianten, die ein Stück Geschichte des Duftlabels schreiben, vom blumig-aldehydischen Amazone von 1974 bis zum aktuellen, energetisch-charmanten Hermès Amazone von 2017.